Linda ist tot
Nach einem Einkauf im Bioladen entdeckte ich in einem abgepackten Kartoffelsack eine herzförmige Kartoffel der Sorte „Linda“. Oben auf der Kartoffel zeigten sich winzige Triebe. Ich fragte mich,
wie sich diese Kartoffel in 1 bis 2 Monaten verändern würde, wenn ich sie einfach liegen lasse. Am Ende wurden es sogar 14 Monate, in denen ich ihren Werdegang mit meiner Kamera begleitete. Ohne
einen einzigen Tropfen Wasser wurden die kleinen Triebe größer und größer. „Linda“ selbst wurde immer schrumpeliger, bekam mehr und mehr Falten, bis alles, was in ihr steckte, nämlich Wasser und
Stärke, aufgebraucht war und sie vertrocknete. In der Zeit, in der ich „Linda“ fotografierte, kümmerte ich mich sehr intensiv um meine Mutter. Die ungefähr in
der Mitte des Fotoprojektes mit 95 Jahren verstarb. Erst im Nachhinein ist mir bewusst geworden, dass ich mit der Beobachtung der Vergänglichkeit von „Linda“, den Tod eines geliebten Menschen
verarbeitet habe.