RespekT
In Hamburg entsteht seit der Jahrtausendwende das grösste innerstädtische Bauprojekt Europas – die HafenCity. Allmählich geht sie ihrer Vollendung entgegen. Architekten planen und konstruieren Büros, Wohngebäude und Freizeitflächen. Investoren geben viel Geld aus , um das ca. 155 Hektar grosse Gelände inmitten der Stadt neu bebauen zu lassen. Auf den grossen Tafeln vor jeder Baustelle kann man nachlesen, welche Unternehmen an dem jeweiligen Projekt beteiligt sind.
Nicht vermerkt sind diejenigen, die diesen neuen Hamburger Stadtteil bauen. Die Tag und Nacht, werktags und am Wochenende, bei Kälte, Hitze oder im Hamburger Schietwetter hoch oben die mehrere Dutzend Kräne zum Drehen bringen, -zig tausend Tonnen Beton verbauen, oder viele Kilometer Wandfläche streichen, - um nur einige Beispiele zu nennen.
Gelegentlich liest man von ihnen:
„Ein Arbeiter hat gestern nachmittag auf dem Dach des neuen Unilever-Gebäudes am Grossen Grasbrook einen Schlaganfall erlitten. Da das siebengeschossige Gebäude noch über keinen Fahrstuhl verfügt, mussten die Höhenretter der Feuerwehr anrücken. In einer aufwändigen Aktion holten sie den 50-jährigen vom Dach. Ein Notarzt brachte den Mann ins AK-St. Georg.“ (Hamburger Abendblatt v. 18. Mai 2009), „Arbeiter stürzt vom Elbphilharmonie-Gerüst in den Tod" (Die Welt v. 13.07.2010)
In der bisherigen 15 Jahre dauernden Bauzeit haben tausende einfache Arbeiter, Hilfskräfte und Fachhandwerker aller möglichen Gewerke aus vielen Ländern Europas und anderen Kontinenten in Hamburg Hand angelegt, um den neuen Stadtteil HafenCity Realität werden zu lassen. Viele von ihnen leben, oft über mehrere Monate getrennt von ihrer Heimat und ihren Familien, tagsüber auf der Baustelle und nachts in einer billigen Unterkunft irgendwo in der Umgebung.
An diese Menschen und ihre harte Arbeit möchte ich mit diesem Projekt erinnern.
Um ihre Hände vor aggressiven Arbeitsmaterialien zu schützen, benutzen die Bauarbeiter und Handwerker in der Regel Arbeitshandschuhe.
Verschiedene, - je nach Art der Arbeit.
Mehrfach benutzt und durch täglichen Gebrauch verschlissen, landen diese dann z.B. in der Mülltonne oder irgendwo auf der Baustelle. Oftmals auch dort, wo die Handwerker ihre Autos geparkt haben – sozusagen an der Schnittstelle zwischen „Maloche und Feierabend“.
An diesen Orten habe ich sie entdeckt und gesammelt. So entstand die Idee, mit diesen Handschuhen eine Skulptur, ein Denkmal zu bauen.
Nein - konsequenterweise muss es heissen: ...bauen zu lassen.
Jeder dieser benutzten und in Acryl eingeschlossenen Handschuhe erinnert an z.B. Igor, Jürgen, Pablo, Michael, Jorgos , Steffi .....
Diese wenigen persönlichen Spuren der Bauarbeiter will ich sichtbar machen, sie bewahren und erfahrbar machen, für die vielen tausend Besucher und Bewohner der HafenCity.
Den Bauarbeitern den verdienten - RespekT - erweisen.
Die Gesamtabmessungen der Skulptur „RespekT“ betragen ca. 5.00 m x 5.00 m.
In der Höhe entwickelt sich das Denkmal einschliesslich Sockel auf ca. 2.70 m an der höchsten Stelle. Durch einen in den Außenabmessungen reduzierten unteren Sockel, erscheint die eigentliche Grundplatte schwebend über dem Aufstellort, was dem Gesamtwerk eine zusätzliche Leichtigkeit vermittelt.
Die in glasklarem, transparentem Acryl eingebetteten Arbeits-Handschuhe sind für den Betrachter sowohl von innerhalb der begehbaren Skulptur, wie auch von aussen zu besichtigen. Dadurch wird der schwebende Charakter der Handschuhe unterstrichen. Die gesamte Skulptur wirkt transparent und lichtdurchlässig.
Das Sonnenlicht wie auch die künstliche Beleuchtung während der Dämmerung und der Nacht führen zu zusätzlichen interessanten Lichteffekten, die je nach Intensität, die Aufmerksamkeit des HafenCity-Besuchers oder –Bewohners schon von Weitem auf sich ziehen wird.